Zusammenfassung des Kommentars von Tom Maddox

The Clipper Chip: Fear, Freedom & the Singapore Question




Maddox kommentiert zunächst die recht blumige Namensgebung des Clipper-Chips und des darauf implementierten SKIPJACK-Algorithmus. (Das LEO Online-Lexikon übersetzt "skipjack" mit "Stehaufmännchen".) Er sieht dies als Versuch von Regierung und Geheimdiensten, ihre wahre Absicht hinter schönen Worten zu verstecken: Im Namen von sozialer Kontrolle und Kriminalitätsbekämpfung eine neue Regulierung der Kommunikation für das 21.Jahrhundert einzuführen.

Der Autor zieht Parallelen zwischen der aktuellen Regierung von Präsident Clinton und der Amtszeit von John F. Kennedy. Damals war der Kommunismus das große Feindbild, mit dem Einschränkungen der persönlichen Freiheit begründet wurden; heute hat die organisierte Kriminalität - insbesondere der Drogenhandel - diese Rolle übernommen.

Maddox beschreibt kurz Funktionsweise und Zweck des Clipper-Chips, ohne dabei jedoch auf Details einzugehen. Die Reaktion der Öffentlichkeit auf die Regierungsinitiative zur Einführung des Chips faßt er als äußerst negativ zusammen. Er benutzt in diesem Zusammenhang den oft genannten Vergleich von Clipper mit den Überwachungsmethoden von Orwell's "Big Brother".

Maddox stellt die Frage, wieso die Regierung trotz der allgemeinen Ablehnung des Clipper-Chips an ihrer Initiative festhält. Er schlägt zwei mögliche Antworten vor: Einerseits ist eine harte Linie in der Verbrechensbekämpfung ein Thema, das in Wahlkämpfen immer gut ankommt. Andererseits beschreibt er, auf welche Weise NSA und FBI Einfluß nehmen, indem sie ein düsteres Bild einer Zukunft ohne den Clipper-Chip malen: Terrorismus, Gewaltverbrechen, Drogenhandel, Kidnapping und Spionage überall, und eine hilflose Polizei, die keine Möglichkeit hat, den Verbrechern Einhalt zu gebieten.

Der Autor kritisiert, daß insbesondere Professor Dorothy Denning immer wieder betont, es sei nicht möglich und auch nicht wünschenswert, die Bevölkerung in vollem Maße über die Auswirkungen der Einführung oder Nichteinführung des Clipper-Chips und der Entscheidung für oder gegen ein Verbot aller anderen Verschlüsselungsverfahren zu informieren. Diese Informationen sollten nach Professor Dennings Ansicht nur dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten zur Verfügung stehen, und auf dieser Ebene sollten auch die entsprechenden Entscheidungen getroffen werden. Der Autor kritisiert derartige Ansichten als Verstoß gegen die Grundprinzipien der Demokratie.

Maddox beschreibt die Entwicklung derartiger Ansichten als Teil eines fundamentalen gesellschaftlichen Problems. Er erwähnt, wie immer wieder das Recht, Waffen zu tragen, trotz tausender Morde verteidigt wird, wie Neo-Nazis und Pornographen vom Recht der freien Meinungsäußerung gedeckt werden und wie obskure Gruppierungen sich als Religionsgemeinschaften deklarieren und auf diese Weise Steuervorteile erschleichen. Die Freiheiten, die die USA ihren Bürgern garantieren, haben in vielen Fällen auch negative Nebenwirkungen.

Deshalb stellt sich für den Autor die "Singapur-Frage". Singapur gilt als das totale Gegenbeispiel zu den USA, da dort jegliches aus dem gesellschaftlichen Rahmen fallende Verhalten mit strengsten Strafen geahndet wird. Die Frage ist nun: Können die USA weiterhin an ihrer Garantie aller persönlichen Freiheiten festhalten und dabei alle negativen Auswirkungen in Kauf nehmen? Oder muß, wie in Singapur, eine Einschränkung der Freiheiten erfolgen? Wieviel Chaos muß man im Namen der Freiheit ertragen, oder wieviel Freiheit will man aufgeben, um eine geordnetere Gesellschaft herzustellen?

Die Antwort, die der Autor gibt, ist einfach: Freiheit ist wichtiger als Sicherheit. Die Aufgabe persönlicher Freiheiten ist durch die Anforderungen der Kriminalitätsbekämpfung und durch die Herstellung einer geordneteren Gesellschaft nicht zu rechtfertigen. Daher ist auch der Clipper-Chip auf der ganzen Linie abzulehnen. Die Sicherheit der eigenen Kommunikation kann man auch durch die Verwendung anderer Verschlüsselungssysteme ohne Abhörmöglichkeit sicherstellen. Wie gut auch immer die Absichten von Regierung und Strafverfolgungsbehörden sein mögen: Man darf nicht zulassen, daß die technische Möglichkeit zu schweren Eingriffen in die Privatsphäre geschaffen wird, da dies eine fundamentale Einschränkung der persönlichen Freiheitsrechte ermöglichen würde.

Tom Maddox: The Clipper Chip: Fear, Freedom & the Singapore Question, Originaltext



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