Zusammenfassung der Analyse von Stephen T. Walker

All Americans have a Right to Privacy! But Key Escrow Won't Help




In dieser Analyse beschreibt Stephen T. Walker zunächst die Geschichte der Einführung des Clipper-Chips und behandelt dann die Problematik des key escrow Systems. Er stellt heraus, daß es für die Kriminalitätsbekämpfung keinen Unterschied macht, ob der Clipper-Chip eingeführt wird oder nicht: Einfallsreiche Kriminelle werden in beiden Fällen ihre Kommunikation vor Abhörversuchen zu schützen wissen, während technisch nicht so versierte Kriminelle und gesetzestreue Bürger von den Strafverfolgungsbehörden in beiden Fällen auch weiterhin ohne größere Probleme abgehört werden können.

Der Autor erklärt, daß die Absicht von Regierung und Geheimdiensten, durch die Einführung des Clipper-Chips die Kontrolle über den Markt für Verschlüsselungssysteme und die Möglichkeit der Entschlüsselung zu behalten, bereits durch die Einführung anderer Produkte zunichte gemacht wurde. Für den Einsatz in Computern hält er den Chip für unbrauchbar, da die Kommunikation zwischen Computern in der Regel durch Software gesteuert wird und daher ein Hardware-basiertes Verschlüsselungssystem nicht eingesetzt werden kann.

Walker sieht Probleme bei der internationalen Akzeptanz des key escrow Systems. Da in der heutigen Zeit zunehmend internationale Konzerne existieren und (auch verschlüsselte) zwischenstaatliche Kommunikation auch auf dem privaten Sektor immer größere Bedeutung gewinnt, könnte es nicht ausbleiben, daß die US-Regierung ihren Zugriff auf die Codeschlüssel mit ausländischen Regierungen teilen müßte. In diesem Fall würden die meisten Bürger große Bedenken haben, da ihre (private und geschäftliche) Kommunikation sogar von den Polizeibehörden und Geheimdiensten anderer Staaten abgehört werden könnte.

Auch bei den Prozeduren, die die Strafverfolgungsbehörden durchlaufen müßten, um nach Erteilung eines Gerichtsbeschlusses die Codeschlüssel eines abzuhörenden Clipper-Chips ausgehändigt zu bekommen, sieht der Autor Probleme. Die entsprechenden Verfahren bieten nur einen sehr geringen Schutz gegen eine illegale Herausgabe der Codes durch einen korrupten oder anderweitig beeinflußten Regierungsmitarbeiter.

Der Autor beschreibt allgemein die negativen Auswirkungen auf die amerikanische Software-Industrie, die durch die bestehenden Export-Verbote für kryptographische Produkte entstehen. Bei einem Verbot der Benutzung aller Verschlüsselungssysteme außer dem Clipper-Chip würde sich diese Situation noch erheblich verschärfen.

Walker kommt zu dem Schluß, daß das key escrow System keinen wesentlichen Beitrag zur Kriminalitätsbekämpfung leisten wird. Die Regierung muß von dem Versuch Abstand nehmen, unter dem Vorwand des Schutzes der Bevölkerung vor Verbrechern die amerikanischen Bürger auf dem Gebiet der Kryptographie zu bevormunden und die Benutzung von Verschlüsselungsprogrammen zu reglementieren.

Um einen Kompromiß zwischen den Anforderungen der Strafverfolgung und dem Schutz der Privatsphäre zu erzielen und außerdem die Interessen der amerikanischen Industrie zu berücksichtigen, fordert Walker einen offenen Dialog, an dem alle Seiten beteiligt werden müssen. Die betreffenden Entscheidungen dürfen nicht einseitig von den Strafverfolgungsbehörden bestimmt werden. Außerdem muß außer der Exekutive auch die Legislative in den Entscheidungsprozeß einbezogen werden, da bei einer alleinigen Festlegung durch die Regierung nicht die Interessen aller Seiten berücksichtigt würden.

Stephen T. Walker: All Americans have a Right to Privacy! But Key Escrow Won't Help



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