Zusammenfassung der Analyse von Jerry Whelan

The Clipper Chip




Jerry Whelan gibt in seinem Essay eine Übersicht über die Aspekte der Clipper-Chip-Problematik, in der er zunächst den Zweck des Chips erläutert. Er bezweifelt, daß ohne eine erzwungene Benutzung durch alle Bürger und ein entsprechendes Verbot aller anderen Verschlüsselungsverfahren der Chip seinen Zweck für die Kriminalitätsbekämpfung erfüllen kann. Und selbst nach Inkrafttreten entsprechender Gesetze würden sich Kriminelle wohl kaum ausgerechnet auf diesem Gebiet an die Gesetze halten. Damit wäre der Chip für die Aufklärung und Verhinderung von Straftaten völlig nutzlos.

Der Autor kritisiert die Geheimhaltung des SKIPJACK-Algorithmus wegen des dadurch völlig fehlenden Beta-Tests. Jeder Informatik-Student wisse, daß ein Programm gar nicht genug getestet werden kann. Es bestehe immer noch die Möglichkeit, daß der Algorithmus einen Fehler enthalte, der bisher übersehen worden sei. Whelan betont, daß es eine Katastrophe sei, wenn statt der (nicht vorhandenen) Beta-Tester eine ausländische Regierung oder ein ausländischer Konzern eine Schwachstelle des Algorithmus entdecke: In diesem Fall würden sich alle Benutzer in einer falschen Sicherheit wiegen, obwohl keine mit dem Chip verschlüsselte Kommunikation mehr sicher sei. Der potentielle Schaden durch Informationen, die auf diese Weise in die falschen Hände geraten könnten, wäre schier unermeßlich.

Whelan sieht ebenfalls Probleme für den Schutz der Privatsphäre. Abgesehen davon, daß jemand, der einmal abgehört worden sein, danach (sofern er denn später davon erfährt, was bisher vorgesehen ist) seinen Clipper-Chip praktisch wegwerfen kann, denn die Schlüssel sind der Polizei oder dem Geheimdienst dann bekannt: Es ist den Geheimdiensten durchaus zuzutrauen, auch illegal und ohne daß jemand davon erfährt Telefongespräche abzuhören.

Der Autor stellt die Gefahr dar, daß das Wissen um die Abhörmöglichkeit zu einer allgemeinen Angst in der Bevölkerung führen könnte, die zur Folge habe, daß sich niemand mehr traue, offen seine Meinung zu sagen. Damit wäre das Recht der freien Meinungsäußerung faktisch eingeschränkt.

Besorgniserregend ist auch die Vorstellung, daß in einer Situation ohne Zwang zur Benutzung des Clipper-Chips die Geheimdienste jeden, der andere Verschlüsselungssysteme benutzt, für verdächtig erklären und ein Ermittlungsverfahren gegen die betreffende Person einleiten könnten. Dadurch würde auch ohne entsprechendes Gesetz ein faktischer Zwang zur Benutzung von Clipper erreicht.

Whelan vermeidet es, daß Bild vom Orwell'schen "Big Brother" heraufzubeschwören. Seine Analyse trägt aber nicht gerade dazu bei, entsprechende Befürchtungen zu entkräften, sondern gibt eher noch mehr Grund zu derartigen Sorgen.

Jerry Whelan: The Clipper Chip, Originaltext



Zur Clipper-Chip-StartseiteZur Clipper-Chip-Startseite



Zur DiskussionZurück zu den ausgewählten Diskussionsbeiträgen über den Clipper-Chip